,,Es gilt der Mensch. Respekt ist das Wichtigste."
ZEITZEUGIN ÜBER DIE NAZI-ZEIT
Am 21.6.2022 besuchte Lieselotte Burtschell die Schüler:innen der Klasse 9a. Gespannte Aufmerksamkeit herrschte im Gesprächskreis, als die Krefelderin Lieselotte Burtschell zu erzählen begann. Sie wurde im Mai 1931 als Kind einer jüdischen Mütter und eines katholischen Vaters geboren und erlebte ihre Kindheit, Schulzeit und Jugend zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Durch die jüdische Seite der Familie erfuhr Lieselotte, als Kind Lilo genannt, die zunehmende Enteignung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung in ihrer eigenen Familie. Der Großvater musste sein Antiquitäten-Geschäft aufgeben und die Familie in immer kleinere Wohnungen ziehen. Lieselotte lernte früh, nicht aufzufallen, nicht zu viel über sich zu erzählen und sehr selbstständig zu sein.
„Erst später merkte ich, dass ich in der Kindheit wenige Freundinnen hatte. Man wusste nie, wem man trauen konnte.“ Aber die Familie hatte Glück mit Menschen, die ihnen halfen. Als ihre Mutter, Großmutter und der Großvater in das Konzentrationslager nach Theresienstadt deportiert wurden wurde Lilo auf dem Krefelder Bahnhof von den Erwachsenen getrennt. Sie sah, wie ihre Mutter auf einen LKW verladen und abtransportiert wurde. „Hier haben wir uns gar nicht getraut weiter zu fragen“, meinten Melanie und Lukas aus der Klasse 9a. Lilo war gerade 13 Jahre alt geworden und wusste nicht wohin. Schließlich kam sie bei einer Freundin ihrer Mutter unter. „Mich hat nachdenklich gemacht, wie die Gestapo Lilo immer wieder kontrolliert hat. Das habe ich mir gar nicht so vorgestellt, was es heißt, ausgegrenzt zu werden,“ merkt Mitschülerin Filiz, 9a, an.
Frau Burtschell erzählt auch über die Nächte im Bunker, das Kriegsende und das Schicksal ihrer Mutter im Konzentrationslager Theresienstadt. Die vielen Originale aus der Familiengeschichte machen die Ausgrenzung und Verfolgung deutlich. Die Schüler:innen dürfen zum Beispiel Aufnäher, Geld, einen KZ-Ausweis aus dem Konzentrationslager Theresienstadt selber in die Hand nehmen. „Geschichte ist so viel intensiver zu begreifen“, stellt Geschichtslehrerin Maria Heiter fest. „Zeitzeuginnen aus der NS-Zeit sind selten geworden.“ Das Feedback und der Dank an Frau Burtschell waren sehr herzlich.
Fotos: Bildquelle:© Maria Heiter
Quellen: Lieselotte Burtschell